Zu den Antworten der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Position der Bundesregierung zur Klimakrise und Eisschmelze in der Arktis“erklärt Steffi Lemke, parlamentarische Geschäftsführerin und naturschutzpolitische Sprecherin:
„Die Grönländischen Gletscher schmelzen im Eiltempo. Die Erhitzung der Arktis verläuft doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. Meeresspiegelanstieg, Wetterextreme und Klimakrise – all das ist der Bundesregierung bekannt und führt doch zu nichts. Die Klimaschutzziele für 2020 werden meilenweit verfehlt und der Klimaschutzplan 2050 hat diesen Namen nicht verdient. Diese Klimapolitik wird die Arktis nicht überleben. Die Bundesregierung muss angesichts der dramatischen Krise in der Arktis und der bevorstehenden Klimakonferenz in Bonn den Klimaschutzplan 2050 überarbeiten und endlich mit konkreten und angemessenen Maßnahmen untermauern. Es reicht auch nicht, neue Forschungsgelder für die Ursachen der Wetterextreme in Europa auszugeben, wenn die bereits bekannten Zusammenhänge nur mit Achselzucken hingenommen werden.“
Die Arktis ist existentiell bedroht und das hat gravierende Auswirkungen auf unser Weltklima und uns. All das benennt die Bundesregierung und zieht doch nicht die Konsequenzen daraus.
An diesen Fakten kommt die Bundesregierung nicht vorbei:
- Die Arktis erwärmt sich doppelt so schnell wie der Rest des Planeten, denn durch das Abschmelzen der Eiskappen kann das Polarmeer immer mehr Sonnenstrahlung aufnehmen und befördert die regionale Erhitzung.
- Das Polareis schrumpft immer schneller. Innerhalb von zwei Jahrzehnten ist eine Fläche verschwunden, in die Deutschland dreimal reingepasst hätte.
- Die Eisschmelze der Arktis beschleunigt den Meeresspiegelanstieg. Der Anteil der grönländischen Gletscher am Meeresspiegelanstieg hat sich in kürzester Zeit versechsfacht. Das birgt extremes Risiko: Die Gletscher beherbergen noch immer ein Süßwasservorkommen mit einem Potenzial von 7 Metern Meeresspiegelanstieg.
- Das ganze Ausmaß der beschleunigten Klimakrise ist noch gar nicht erfasst. Die Bundesregierung räumt ein, dass zentrale Klimamodelle einen entscheidenden Faktor bisher außen vor lassen: Durch das auftauen des Permafrostboden wird der darin gespeicherte Kohlstoff freigesetzt. Der sogenannte CO2-Rückkopplungseffekt wird ein entscheidender Faktor für die weitere globale Erhitzung.
- Extremwetterlagen in Mitteleuropa nehmen aufgrund der Eisschmelze in der Arktis zu. Plötzlich will die Bundesregierung dazu neue Forschungsprojekte umsetzen.
Die Antworten der Bundesregierung heben ihr Versagen im nationalen Klimaschutz deutlich hervor. Die Klimaschutzziele für 2020 werden meilenweit verfehlt und der Klimaschutzplan 2050 hat diesen Namen nicht verdient. Am Donnerstag, 11. Mai 2017 kommen die Außenminister der Anrainerstaaten beim arktischen Rat in Fairbanks zusammen, während Deutschland einen Beobachterstatus innehat. Deutschland hat bisher keinerlei Initiative erkennen lassen, internationalen Schutz der Arktis zu organisieren. Es ist ein ökologisches Desaster, dass die Förderung von durch die Klimakrise erst erschließbar gewordenen fossilen Rohstoffen wieder auf der Agenda der Anrainerstaaten stehen wird. Es muss ihnen klar gesagt werden: Die Arktis ist ein überlebenswichtiger Klima-Schutzraum für alle. Die Einzigartigkeit und Fragilität des arktischen Ökosystems erfordert ein internationales Moratorium für die Rohstoffförderung in der Arktis. Die Bundesregierung weist jedoch jede Verantwortung von sich – obwohl ihr das Drama der Arktis bekannt ist.
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