Am 12. Mai ist der Tag der Pflege. Ein Thema, dass in Dessau-Roßlau, der drittältesten Stadt Europas gemessen am Altersdurchschnitt – jeden Tag Relevanz hat. Im Rahmen der Pflegewoche der Grünen Bundestagsfraktion besuchte Steffi Lemke am Montag, den 07. Mai, die Avendi Waldsiedlung. Hier gibt es 53 vollstationäre Pflegeplätze für Menschen, die auf Pflege in unterschiedlicher Form angewiesen sind. Die Dessauer Bundestagsabgeordnete informierte sich über den Arbeitsalltag in der Pflege und sprach dazu mit der Heimleiterin, dem Pflegedienstleiter und weiteren Mitarbeiterinnen der Einrichtung.Sehr schnell kam das Gespräch auf den bürokratischen Aufwand, der in der Arbeitszeit von Pflegefachkräften immer noch vorherrschend ist. Dokumentation ist wichtig und gut. Doch die persönliche Pflege, die Zeit für die Menschen ist nach wie vor sehr knapp. „Wir wohnen und arbeiten doch alle unter einem Dach. Unser Miteinander fußt auf ja auf persönlichen Beziehungen.“ so Angela Zinke, die Heimleiterin. Und die Beziehungen untereinander sind sehr herzlich, fast familiär. Das konnte man an den Begegnungen mit den Bewohnerinnen sehen, die während des Gesprächs immer wieder vorbeikamen. So sah es auch eine Pflegefachfrau, die seit vielen Jahren in diesem Beruf arbeitet: „Es wäre schön, wenn sich das Bild des Pflegeberufs in der Gesellschaft ändern würde. Es ist ein anspruchsvoller Beruf und wir können, wenn wir nach Hause gehen, nicht einfach eine Maschine ausstellen. Diese Menschen liegen uns ja am Herzen und wir lieben unseren Beruf.“
Auch ein weiteres, seit langem bekanntes Problem kam wieder zur Sprache. In vielen Familien ist die Generation der Kinder nicht mehr vor Ort. Soziale Strukturen haben sich verändert. Familien sind deshalb heute oftmals auf Pflegeheime angewiesen. Doch diese sollten im besten Falle die letzte Option sein. „Ein Leben in der vertrauten Umgebung und möglichst eigenständig so lange wie möglich zu erhalten sollte durch eine vorausschauende Politik ermöglicht und durch die Gesellschaft getragen werden.“ so Lemke. Gemeinsam mit der Grüne Bundestagsfraktion sieht sie den Weg dahin in einer Stärkung der Kommunen. Sie sollen mehr Gestaltungsmöglichkeiten bekommen, um lebendige Nachbarschaften zu schaffen, die für BewohnerInnen jeden Alters attraktiv sind und Menschen auch bei Pflegebedürftigkeit auffangen. Kommunen sind die richtige Ebene, um Hilfe und Pflegeangebote vor Ort zu vernetzen und aufeinander abzustimmen. „Dazu gehören für mich vor allem auch alternative Wohn- und Lebensformen, wie Pflege-WGs oder Mehrgenerationenhäuser.“ sagt Steffi Lemke. „Mit dem Ausbau des KfW-Programms „Altersgerecht umbauen“ tragen wir dazu bei, dass mehr Menschen in ihrer Wohnung bleiben können.“
Zum Hintergrund:
Der Arbeitsmarkt für Pflegekräfte ist leergefegt. Dabei stellt sich die Personalsituation regional sehr unterschiedlich dar: In Sachsen-Anhalt werden in der Krankenpflege 261 Pflegefachkräfte gesucht, auf 100 freie Stellen gibt es nur 44 arbeitslose Pflegefachkräfte. Im bundesweiten Ländervergleich belegt Sachsen-Anhalt damit den achten Platz. Zudem geht die Zahl der Auszubildenden in der Krankenpflege im Vergleich zu 2014 zurück – ein problematischer Zustand im Blick auf die Zukunft. In der Altenpflege kommen auf 100 freie Stellen nur 27 arbeitslose Pflegefachkräfte, insgesamt sind 705 Stellen unbesetzt. Trotzdem liegt Sachsen-Anhalt im bundesweiten Ländervergleich immerhin auf Platz 4.
Es ist dringend notwendig, die regionalen Unterschiede in der Pflege in den Blick zu nehmen. Vergleichende Daten liegen hierzu – z.B. zu Pflegebedürftigen, Angeboten, Personal – jedoch bundesweiten nicht vor. Um die lokal sehr unterschiedlichen Pflegesituationen anzugehen, brauchen Landkreise und Städte Informationen darüber, wie die Nachfrage, das Angebot und der Pflegepersonalbedarf vor Ort aussehen.
Bericht: Olga Wollmann
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