Das Mittelmeer ist hoffnungslos überfischt, auf dem europäischen und deutschen Markt landen weiterhin Produkte aus illegaler Fischerei und selbst in deutschen Naturschutzgebieten werden immer noch naturzerstörerische Fangmethoden wie Grundschleppnetzfischerei praktiziert – Überfischung ist seit Jahrzehnten ein globales Problem. Auch der aktuellste UN-Bericht der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) zeigt erneut eine Verschlechterung der globalen Situation. Demnach ist mittlerweile ein Drittel der weltweiten Gewässer überfischt. Knapp 60% sind bis an ihr Limit befischt; lediglich 7 Prozent der Gewässer können ohne nachhaltige ökologische Schäden befischt werden.
„Die globale Überfischung nimmt immer weiter zu. Fischbestände stehen weltweit vor dem Kollaps. Fischereinationen ignorieren die alarmierenden Berichte der Welternährungsorganisation. Die Ausweisung von Meeresschutzgebieten mit strengen Schutzstandards und Erholungsräumen für Fischbestände kommen viel zu langsam. Das UN Nachhaltigkeitsziel SDG 14, bis zum Jahr 2020 die Überfischung zu stoppen, wird so nicht erreichbar sein“, bewertet Steffi Lemke MdB die Situation.
Ein Beispiel dafür ist der Großaugenthunfisch: Er ist von immenser wirtschaftlicher Bedeutung, doch seine Bestände stehen seit Jahren massiv durch Überfischung unter Druck. Trotz warnender Bestandsbewertung durch das wissenschaftliche Komitee der ICCAT (The International Commission for the Conservation of Atlantic Tunas), dass sich die Situation des Großaugenthunfisches weiter verschlechtert hat, werden weiterhin zu hohe Fangquoten von den Fischereinationen durchgesetzt. Auch auf der kommenden Jahrestagung der ICCAT vom 12-19. November 2018 werden neue Quoten für den Großaugenthunfisch beschlossen.
Die Kleine Anfrage Thunfischbestände unter Druckvon Steffi Lemke, parlamentarische Geschäftsführerin und naturschutzpolitische Sprecherin zeigt, dass der 2015 in Kraft getretene Managementplan gegen Überfischung ist bisher erfolglos – die Bestandsrückgänge beim Thunfisch gehen ungebremst weiter. Dies liegt laut Bundesregierung vor allem an der deutlichen Überschreitung der Gesamtfangmengen in den letzten Jahren – 2017 um rund 20 Prozent. Auch die Bundesregierung räumt ein, dass die Anstrengungen auf internationaler Ebene für eine bessere Fischereibewirtschaftung weiter zu intensiviert werden müssen.
Die Antwort der Bundesregierung auf ihre Kleine Anfrage kommentiert Steffi Lemke MdB:
„Der dramatische Bestandsverlust des Großaugenthunfischs steht beispielhaft für die verfehlte Fischereipolitik. Ursachen dafür sind jahrelange Missachtung von wissenschaftlichen Fangquoten und fehlenden Schutzstandards von Meeresgebieten. Die Europäischen Union und die Bundesregierung müssen bei der anstehenden Jahrestagung der ICCAT nachhaltige Fangquoten einfordern. Nur so kann eine Trendumkehr für einzelne Bestände gelingen.“
Darüber berichtete auch die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ): Regierung: Schutzmaßnahmen für Thunfisch „praktisch ohne Wirkung“ (05.11.2018)
Beitrag: David Hoffmann
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