Zu den von den EU-Landwirtschafts- und Fischereiministern beschlossenen Fangquoten für die Ostsee erklären Friedrich Ostendorff, Sprecher für Agrarpolitik, und Steffi Lemke, Sprecherin für Naturschutzpolitik:
Kein Fangstopp für Hering und westlichen Dorsch in der Ostsee. Die Fischereiminister ignorieren die Warnungen der Wissenschaft. Die Überfischung wichtiger Populationen soll demnach auch im Jahr 2020 weitergehen. Ministerin Klöckner stellt damit die kurzfristigen Interessen der Fischereiwirtschaft über internationale Ziele zum Schutz der Meere und den gesamten Fortbestand dieses Wirtschaftszweiges. Das Ziel des Übereinkommens für biologische Vielfalt und der gemeinsamen Fischereipolitik bis zum Jahr 2020 die Überfischung zu beenden, ist damit gescheitert. Selbst wenn es zu dem von der Wissenschaft geforderten Stopp der Herings- und Dorschfischerei käme, würden sich die Bestände nur langsam erholen. Denn die Klimakrise und die Verschmutzung der Meere setzt den Populationen zusätzlich zu.
Um auch in Zukunft die wirtschaftliche Nutzung der Ostseebestände zu ermöglichen und insbesondere die wertvollen kleinen Küstenfischereien zu erhalten, braucht es jetzt einen Fangstopp dieser Arten und wirksame Rückzugsorte für bedrohte Populationen. Es braucht endlich wirksame Meeresschutzgebiete, in denen ganzjährig ein Fischereiverbot umgesetzt wird und Jungtiere von Dorsch, Hering und Sprotte heranwachsen können, um langfristig die Populationen der Ostsee zu stärken und damit auch die ökonomische Grundlage für die Ostseefischerei zu sichern.
Den kurzfristigen ökonomischen Ausfällen für die kleine Küstenfischerei muss gleichzeitig entgegengewirkt werden. Gelder des Europäischen Meeres- und Fischereifonds können hier Abhilfe schaffen. Statt immer noch Fischereipolitik aus dem 20. Jahrhundert zu betreiben, sollte die Ministerin endlich neue wirtschaftliche Perspektiven für die kleine Küstenfischerei aufzeigen.
Hintergrund: Schon seit der Jahrtausendwende werden die Bestände der Ostsee überfischt. Die Bundesregierung hat sich im Rahmen internationaler Abkommen dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2020 die Überfischung zu beenden. Diesem Ziel hat sich die Bundesregierung unter anderem in der Agenda 2030 (SDG 14), dem Übereinkommen für Biologische Vielfalt (Aichi Ziel 6) und der Europäischen Gemeinsamen Fischereipolitik verpflichtet. Ministerin Julia Klöckner ist selbst in Brüssel vor Ort und hat sich im Vorfeld für eine Verwässerung der ohnehin schon zu hohen Fangquoten ausgesprochen.
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