Zu den Antworten der Bundesregierung auf die schriftliche Frage zum geplanten Verbot von bleihaltiger Munition bei der Jagd an Feuchtgebieten erklärt Steffi Lemke, parlamentarische Geschäftsführerin und naturschutzpolitische Sprecherin:
„Die Bundesregierung geht davon aus, dass in der EU jährlich mehr als 900.000 überwinternde Vögel und mehr als 800.000 Brutvogel an Bleivergiftungen durch Bleischrot verenden. Angesichts der Krise unserer Natur und Vogelsterbens sind das dramatische Zahlen. Dabei ist das Vogelsterben durch Bleischrot völlig unnötig. Mit ihrer Untätigkeit wird die Bundesregierung ein geplantes Verbot der EU-Kommission von bleihaltiger Munition an Feuchtgebieten verhindern. Die Bundesregierung muss sich in den nächsten Tagen in dieser jahrzehntealten Debatte für ein solches Verbot aussprechen, ansonsten sendet sie zum Auftakt in die EU-Ratspräsidentschaft ein Signal der Ignoranz was Natur- und Umweltschutz angeht. Auch zur Übernahme des Vorsitzes der Helsinki-Kommission zum Schutz der Ostsee wäre es solche Entscheidung einfach nur peinlich.“
Hintergrund:
Problematisch für Umwelt und Tiere sind bei der bleihaltigen Munition nicht nur die als Ziel ausgemachten Vögel wie Enten oder Gänse, sondern die Reste diese Munition, die andere Vögel, weil sie es beispielsweise für Futter halten, aufnehmen und dann qualvoll verenden. Laut der EU-Chemikalienagentur landen pro Jahr ca. 14.000 Tonnen Bleimunition in Wäldern, auf Feldern und Wiesen sowie rund 5000 Tonnen an Ufern, Teichen, Seen. Immer wieder sterben Greifvögel wie zum Beispiel Seeadler an Bleivergiftungen. In Deutschland ist es ihre häufigste Todesursache. Auch für den Menschen ist Blei ein extrem gefährliches Gift. Zum Verbot dieser bleihaltigen Munition liegt ein Verordnungs-Entwurf der EU-Kommission vor. Bei einer ersten mündlichen Abstimmung enthielt sich Deutschland, weil sich BMU und BMEL nicht einigen konnten. Bis zum 15. Juli läuft eine Abstimmung im schriftlichen Verfahren und Deutschlands Zustimmung würde der Verordnung eine qualifizierte Mehrheit verschaffen. Das Verbot von Bleischrotmunition an und über Feuchtgebieten könnte EU-weit in Kraft treten und viele Wasser- und Greifvögel vor dem Tod durch Bleivergiftung das Leben retten. Andere Länder wie Dänemark und die Niederlande haben bereits ein vollständiges Bleiverbot seit den 90er Jahren. Auch in den meisten Landesjagdgesetzen in Deutschland ist bereits ein Bleischrotverbot über und an Gewässern verankert.
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