Beim gestrigen parlamentarischen Frühstück diskutierten Abgeordnete verschiedener Fraktionen und Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden über Soja-Importe, die Entwaldung und politische Instrumente. Als Grundlage diente die von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) beauftragte Studie des niederländischen Forschungsinstituts Profundo mit einer Analyse der deutschen Sojafuttermittellieferketten und der Formulierung von Kriterien für die unternehmerische Sorgfaltspflicht in Sojafuttermittellieferketten.
Die Waldbrände in Südamerika sind verheerend, die Waldzerstörung schreitet dramatisch voran. Die Entwaldungszahlen sind laut des Brasilianischen Instituts für Weltraumforschung in den letzten 12 Monaten um rund 30% gestiegen. Ein Haupttreiber der Vernichtung von wertvollen Ökosystemen in Südamerika ist der ständig wachsende Bedarf nach Soja für die wachsende Futtermittelindustrie. Rund 3,2 Mio. Tonnen Sojaschrot wurden alleine in Deutschland in 2018 verfüttert. Die deutsche Tierproduktion ist hochgradig abhängig von Sojafutter-Importen. Fast die Hälfte des Sojas stammt aus Südamerika, überwiegend aus Brasilien. Brasiliens Sojafelder haben die Fläche der Bundesrepublik Deutschland. Mehr als ein Drittel der globalen Sojaproduktion stammt von dort. Lediglich ein Fünftel davon kann nach Erkenntnis der Studie als „entwaldungsfrei“ angesehen werden.
Die lebhafte Diskussion unter den Anwesenden drehte sich um das Lieferkettengesetz auf deutscher und EU-Ebene und notwendigen Kriterien für eine solche Gesetzgebung.
Wer die Waldzerstörung stoppen will, muss Sojaimporte, die mit Entwaldung in Verbindung stehen, verhindern. Die Bundesregierung ist aufgefordert, der weltweiten Waldzerstörung einen Riegel vorzuschieben. Für internationale Lieferketten braucht es verbindliche Regeln und strenge Kontrollen, von welchen Flächen die Produkte stammen.
Auf EU-Ebene muss sich die Bundesregierung für einen Importstopp von Produkten aus Waldzerstörung einsetzten. Ein Importverbot ist jedoch nutzlos, solange die Nachfrage weiter steigt und immer mehr Flächen benötigt werden. Dafür müssen wir besonders im Globalen Norden auch unser Konsumverhalten hinterfragen. Der internationale Handel muss dem Schutz der Natur gerecht werden: Abkommen, die dem Klima und der Umwelt schaden, darf es nicht geben. Ein Stopp des EU-Mercosur-Abkommens ist daher unvermeidlich.
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